Unser Test

Seit dem 17. September ist GTA V im Handel erhältlich. Wir haben die Zeit seither genutzt, um das Spiel für euch auf Herz und Nieren zu testen. 

Story


Die Geschichte dreht sich um drei Gauner und deren Leben im Gangster-Milieu von Los Santos. Michael ist im Zeugenschutzprogramm des FIB und hat das Einbruchsbuisness eigentlich hinter sich gelassen. Eine Verwicklung von diversen Ereignissen zwingt ihn jedoch zurück ins Spiel. Franklin kommt aus einem ärmlichen Brennpunkt der Metropole und wuchs im Gang-Umfeld auf. Er wird von Michael unter seine Fittiche genommen. Und Trevor? Ihn und Michael verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Die Charaktere sind also sehr unterschiedlich und liefern somit genug Zündstoff für mögliche Konflikte.

Die Geschichte als solche wird sehr episodenhaft erzählt. Es gibt keinen roten Faden, wie es ihn in GTA IV noch gab in Form von Nicos ehemaligen Kriegskameraden. Die drei Figuren wollen nur eines: Geld scheffeln und zwar möglichst umfangreich. Rockstar plante dabei wohl, dass Franklin als Identifikationsfigur fungiert, aber leider zündet diese Idee nicht richtig. Alle Drei sind furchtbare Menschen. Michael ist ein Lügner, der überwiegend auf seinen Vorteil aus ist, Trevor ein Psychopath, der zum Spaß gerne mal eine Runde foltert und Mord als sein Tagewerk betrachtet und Franklin … Nun, er spricht regelmäßig davon, dass er dieses Gangsterleben nicht will, dann schnappt er sich jedoch eine MG und nietet reihenweise Polizisten um.

Nico Bellics Geschichte war die eines Einwanderers, der in die Kriminelle-Szene geriet. Er war ein klassischer Antiheld mit Sympathiewerten. Man gab sich nie der Illusion hin, er sei ein guter Mensch, aber den Strudel der Gewalt hat er sich nicht ausgesucht. Er geriet einfach hinein. Erzählerisch ist GTA IV deshalb glaubhafter und schlicht sympathischer.

Wirklich schlecht ist GTA V im Bereich „Erzählung“ aber dennoch nicht. Vor allem die Überfälle, mit ihrer Planungsphase und dem letztlichen Vollzug, sind auf Hollywood-Niveau und bieten satte Action. Auch die Nebenmissionen bieten einige witzige und satirische Momente, welche die moderne Popkultur oder schlicht die Oberflächlichkeit von Hollywood durch den Kakao ziehen.

Gameplay


Prinzipiell bleibt das Gameplay aus GTA IV erhalten, jedoch gibt es auch zahlreiche neue Elemente und vor allem Verbesserungen. Das Fahrverhalten der Fahrzeuge ist nun wesentlich nachgiebiger und ein Auto landet nun nicht mehr so schnell auf dem Dach. Auch Motorräder schmeißen einen nicht bei jedem Bordstein aus dem Sattel. Dadurch spielt sich das Fahren wesentlich unterhaltsamer, bleibt aber dennoch angenehm anspruchsvoll. Wenn man zu sehr rast, schafft man es schwerer in die Kurven und ein richtiger Drift will gelernt sein. Die wiederkehrenden Flugzeuge sind auch erfreulich anspruchsvoll zu fliegen, jedoch sehr wendig, sobald man den Bogen erst einmal raus hat. Die Helikoptersteuerung blieb dagegen die gleiche wie in GTA IV. Daran gab es auch kaum etwas zu verbessern.

Eine weitere wichtige Neuerung ist das Handling während der Schießereien. Man hat die Wahl zwischen drei Modi, wobei der erste enorme Zielhilfe leistet, der zweite nur schwache und der dritte absolut gar keine. Die Spielfiguren gehen nun dynamischer und präziser in Deckung und sie können im Notfall auch eine Rolle ausführen, um aus einer Gefahrenzone zu gelangen. Dadurch sind die Schießereien dynamischer und nicht mehr so hüftsteif, wie noch in GTA IV. An die Elite der Cover-Shooter kommt das System aber nicht heran. Allerdings bieten Spiele wie die Gears of War-Reihe auch keine so umfangreiche Spielwelt, wodurch besser geplant werden kann.

Die großen Neuerungen des Spiels sind natürliche die Überfälle, jedoch gehen wir erst einmal auf eine weitere Neuerung ein: Die Spezialfähigkeiten der drei Protagonisten. Michael zum Beispiel kann die Zeit verlangsamen, wodurch er in Schießereien präziser agieren kann. Ein Element, welches stark an Max Payne oder Red Dead Redemption erinnert. Franklin ist der designierte Fahrer der Gruppe und kann die Zeit hinter dem Lenkgrad verlangsamen. Dadurch gelingen ihm riskante Manöver. Der Dritte im Bunde, Trevor, tickt dagegen vollkommen aus. Der Bildschirm färbt sich rot und der psychisch wenig ausgelassene Redneck wird beinahe unbesiegbar. Wirklich notwendig sind diese Fähigkeiten während der Missionen aber nicht, dennoch erweisen sie sich gelegentlich als hilfreich. Ein Element aus GTA: San Andreas fand auch seinen Weg wieder ins Spiel, nämlich die Erfahrungspunkte. Jeder der Charakter kann durch simples nutzen bestimmter Fähigkeiten diese verbessern. Sei es nun Fahren, Fliegen, Schießen oder gar das Lungenvolumen während Tauchgängen ohne Sauerstoffflasche.

Nun aber zum Kernelement des Spiels: Die Überfälle. Diese bestehen aus einer Planungsphase und dem durchführen des Überfalls. In der Planungsphase wählt man aus, ob man lieber subtil oder laut vorgeht. Dementsprechend anders spielen sich dann auch die Überfälle. In der ersten solchen Mission gilt es einen Juwelier zu überfallen. Wir könnten nun einfach reinstürmen, bis an die Zähne bewaffnet und die Klunker einfordern oder wir füllen Schlafgas ins Ventilationssystem und spazieren rein, während die Belegschaft friedlich schlummert. Solch eine Wahl gibt es bei jedem der größeren Überfälle, von denen es aber insgesamt aber nur sehr wenige gibt. Wichtig ist während der Planung auch die Wahl der Crew. Entscheiden wir uns für einen Fahrer der nur 4 % der Beute bekommt, dementsprechend aber auch kaum Erfahrung aufweist oder gehen wir auf Nummer sicher, zahlen 14 % der Beute und erhalten jemanden der mit allen Wassern gewaschen ist. Wie wir uns auch entscheiden, es hat direkten Einfluss auf den Ausgang der Mission. Durch diese Fülle an Wahlmöglichkeiten, sind die Überfälle das spannendste Element der Hauptmissionen.

Wie es für ein GTA üblich ist, gibt es neben den Hauptmissionen aber auch wieder unheimlich viel zu tun. Es gibt Nebenaufgaben von diversen Fremden und Freaks, in Form von durchgeknallten Paparazzi oder einem britischen Pärchen, das gerne das Eigentum von Stars an sich raffen möchte, aber auch Sachen wie Rennen (zu Land und zu Wasser), Fallschirmspringen, Golf und Tennis (in sehr akkuraten Simulationen), Sammelobjekte, und zahlreiches mehr. Hier liegt auch die größte Stärke von GTA V: Die Welt ist unglaublich komplexe und es gibt überall etwas zu entdecken. In dieser perfektionistischen Form gab es das in einem Open-World-Spiel einfach noch nicht. Oder kennt ihr ein Spiel dieser Art mit eigener Wirtschaftssimulation in Form von Aktienhandel?

Grafik


Ganz so gut wie in den Trailern sieht GTA V nicht aus, aber das macht absolut gar nichts. Die Spielwelt ist der absolute hammer. Die Fülle an Details ist atemberaubend. Neben wunderschönen Panoramen, werden auch schöne Unterwasserlandschaften geboten. GTA V kitzelt wirklich den letzten Rest an Möglichkeit aus der derzeitigen Konsolengeneration. Störend sind höchstens aufploppende Objekte, vor allem wenn man flott auf einer der Küstenstraßen unterwegs ist und Treppchenbildung bei den Schatten. GTA V kann von sich ohne jedes Problem behaupten, dass schönste, derzeit erhältliche Sandbox-Spiel zu sein.

Soundtrack


Akustisch ist das neue GTA mal wieder eine Klasse für sich. Die Motorengeräusche der Fahrzeuge sind glaubhaft. Eine alte Rostlaube stottert vor sich hin, während ein Sportwagen schnurrt wie ein Kätzchen. Auch die Waffensounds sind druckvoll und machen Schießereien zu einem Erlebnis. Die Sprecher machen ebenso einen herausragend guten Job, wobei besonders das Voiceover des komplett durchgeknallten Trevors überzeugen kann. Eine Sprachvielfalt wie in GTA IV gibt es aber nicht. Die Passanten reden überwiegend englisch. Im Vorgänger traf man durchaus mal auf Leute die Arabisch, Deutsch oder andere Sprachen nutzten, um sich bei Nico für zum Beispiel zu gewagtes Fahrverhalten zu beschweren. Das sind aber nur kleine Details am Rande.

Musikalisch wird natürlich wieder einiges geboten. Neben den zahlreichen Radiosendern, gibt es nun auch Musik als Szenen-Untermalung. Diese funktioniert ausgezeichnet. Besonders ein Drogentrip blieb uns dadurch im Gedächtnis. Die Radiosender bieten derweil einen Querschnitt aller Musikrichtungen: Rock, Pop, Hiphop, Techno und manches mehr. Außerdem gibt es noch aktuelle Nachrichten im Radio zu hören, aber auch einen Piratensender, betrieben von Trevors Kumpel Ron, welcher sich nur um Verschwörungstheorien dreht. Die Fülle ist einfach der absolute Wahnsinn.

Fazit


Ganz so ernsthaft wie noch sein Vorgänger ist GTA V nicht mehr. Dafür haut einen die Komplexität dieser Spielwelt komplett aus den Socken. Grafik, Sound, alles auf hohem Niveau. Dennoch würden wir uns eine Rückkehr zu einer sympathischeren Erzählung wünschen, wie es noch in GTA IV der Fall war. Trotz alledem ist GTA V das derzeit beste Sandbox-Spiel!


9.5 von 10 Punkten